Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mölln
Früher wachten 6 Feuergräfen über die Sicherheit der Stadt. Sie kontrollierten alle Häuser und die Feuerlöschgeräte (Ledereimer/Feuerleitern/Feuerhaken). Im Jahre 1742 gab es in Mölln bereits die erste Feuerspritze. Heute erinnert an diese Zeit nur noch die Feuergräfenstraße, der Feuergräfenstuhl in der Nikolaikirche von 1598 und der Feuergräfenpokal von 1646. Der letzte Feuergräfe ist 1902 verstorben. Aber auch die Feuergräfen konnten nicht verhindern, dass am 15. September 1874 in der Seestraße ein Feuer ausbrach und innerhalb von zwei Stunden 31 Häuser und wohl doppelt so viele Nebengebäude vernichtet wurden. Nach diesem Feuer trafen sich am 17. September achtzig Möllner Bürger in Schaper’s Hotel Deutsches Haus zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 24. September 1874 war es dann so weit. Die Möllner Feuerwehr war gegründet. Sie bestand aus 51 Möllner Bürgern. Zum Feuerwehrhauptmann wurde Justizsekretär Georg Busse gewählt. Ab jetzt gab es keine Feuergräfen mehr in Mölln, sondern eine schlagkräftige – aus drei Rotten bestehende – Feuerwehr. Ihr Anfangsleitspruch lautete damals: „Wenn man andere meistern will, muss man selbst etwas können“.
Aufteilung der Möllner Feuerwehr 1874:
- 1 Steigerzug (bestehend aus 12 Steigern)
- 1 Spritzenzug (bestehend aus 2 Rotten)
- 1 Schlauchrott
Das erste Spritzenhaus stand an der Mauer des alten Marktplatzes. Das erste Feuer der Freiwilligen Feuerwehr Mölln wurde am 17. Mai 1875 registriert. Es galt, einen Waldbrand am Drüsensee zu bekämpfen.
Bei den zahlreichen Bränden wurde oft Mut und Opferbereitschaft verlangt. So wird berichtet, dass bei Löscharbeiten drei Feuerwehrleute so schwer verletzt wurden, dass sie längere Zeit arbeitsunfähig waren. 1892 retteten Feuerwehrmänner beim Brand eines Hauses in der Hauptstraße die dort wohnhaften Mädchen unter Einsatz des eigenen Lebens. Bis zum Juni 1921 verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Mölln genau 150 Einsätze.
Große Brände der damaligen Zeit:
- 15.Juni 1893 in der Schmilauer Straße (18 Scheunen vernichtet)
- 26.September 1900 in der Jähnenstraße (drei Häuser)
Im Jahre 1934 bekam die Möllner Feuerwehr, welche nun Feuerlöschpolizei und damit Ordnungsfaktor der Stadt Mölln war, ihre zweite Feuerwehrwache. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war es möglich geworden, die Wache am Mühlenplatz am 1.Oktober 1934 zu übernehmen.
Zu den damaligen Aufgaben der Feuerwehr gehörten u.a. auch die ständigen Fliegerwachen, die mit den wenigen Kameraden damals kaum zu bewältigen waren. 1943 waren noch 35 Kameraden in der Wehr. Nach den Luftangriffen auf Hamburg, Lübeck und Kiel halfen Möllner Kameraden bei den Lösch- und Aufräumarbeiten. Gleich nach dem Krieg wurde die Bezeichnung Feuerlöschpolizei abgeschafft und die Feuerwehr war wieder eine Organisation des zivilen Rechts. Damit die Soldaten der britischen Besatzungsmacht die Mitglieder der Feuerwehr erkennen konnten, wurde eine Anweisung erlassen, wonach jeder Feuerwehrmann eine 12 cm breite, weiße Armbinde tragen musste. Die Wehr bestand damals aus 34 Mitgliedern und besaß neben dem Löschfahrzeug (LF 8), das infolge eines Unfalls nicht fahrbereit war, ein gebrauchtes LF 15 und zwei Tragkraftspritzen. Eine dieser Spritzen wurde bei einem Einsatz in der ehemaligen Heeres-Munitionsanstalt (Waldstadt) den britischen Besatzungssoldaten unter den Händen wegorganisiert.
Seit 1964 ist die Freiwillige Feuerwehr auch dem Katastrophenschutz zugeteilt. Trotz steigender Mitgliederzahlen hatte zu dieser Zeit die Wehr große Probleme, die geforderte Anzahl von Feuerwehrleuten zu stellen. So tauchte schon hier der Gedanke zwecks Gründung einer Jugendfeuerwehr auf.
Die Einsatzzahlen stiegen stetig an. 1969 zählte die Möllner Wehr 14 Brandeinsätze und 22 Hilfeleistungseinsätze. Zu den Hilfeleistungseinsätzen gehörte in diesem Jahr auch das Schneeräumen am 15./16. März nach den großen Schneefällen.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Wehr übergab am 21. September 1974 der damalige Bürgermeister Lutz den Schlüssel zur neuen Feuerwehrwache am Eichholzberg. Diese sollte als Notlösung dienen, um in den darauffolgenden Jahren eine neue Wache zu bauen. Als im August 1975 in Niedersachsen die großen Waldbrände wüteten, war auch ein Tanklöschfahrzeug der Möllner Wehr mit sechs Mann bei Lüchow/Danneberg im Einsatz.
Am 20. Oktober 1978 wurde dann die Jugendfeuerwehr in Mölln gegründet. In diesem Jahr zählte die Wehr 72 aktive Mitglieder und hatte insgesamt 160 Einsätze zu meistern. Zum Glück verliefen die Einsätze dank der guten Ausbildung der Wehr meistens ohne Verletzungen, doch wurden am 9. April 1979 bei einem Einsatz bei der Parkettfabrik Höhns fünf Kameraden durch eine Staubexplosion zum Teil erheblich verletzt. Ansonsten verzeichnete die Statistik in diesem Jahr 32 Feuer- und 106 Hilfeleistungseinsätze.
1979 gehörten der Wehr die ersten drei Mädchen an. Für die Möllner Wehr war es noch nie ein Problem, auch Frauen in den aktiven Dienst zu übernehmen. Diese stehen dort genauso ihren „MANN“ wie die männlichen Kameraden. Der Kreisfeuerwehrverband Herzogtum Lauenburg führte in diesem Jahr erstmalig den Kreisfeuerwehrmarsch in Mölln durch. Startpunkt und Ziel der 10 km langen Strecke, die im Wesentlichen um den Lütauer See und den Schmalsee führte, war die Bundeswehrverwaltungsschule. Als diese nicht mehr zur Verfügung stand, wechselte die Feuerwehr 2014 in das Naturparkzentrum Uhlenkolk. 2019 fand der letzte Kreisfeuerwehrmarsch statt.
1983 wurde wegen Platzmangels der Wehr ein Aufnahmestopp ausgesprochen. Damals zählte die Wehr 95 Mitglieder. Der Feuerwehr machte der Raummangel große Sorge. So mussten auch nach einem Einsatz die Atemschutzmasken im Duschraum gereinigt und desinfiziert werden. Die Kleiderschränke mit einer Breite von ca. 30 cm mussten für zwei Feuerwehrkameraden ausreichen. Bei einer Besprechung mit dem Magistrat der Stadt Mölln wurde 1984 darauf hingewiesen, dass nun endlich mit der Planung einer neuen Wache begonnen werden muss. 1984 starteten Mitglieder der Wehr als eine der ersten Feuerwehren im Land Schleswig-Holstein unter der Leitung von Günter Scholz mit dem Bereich der Brandschutzerziehung. 1990 kam die Brandschutzaufklärung hinzu. Die Mitglieder besuchen Kindertagesstätten, Schulen und Betriebe.
Am 9. November 1989 fiel – mehr als ein Vierteljahrhundert Symbol der Teilung Deutschlands – die „Mauer“. Immer wieder nutzten in den darauffolgenden Wochen auch Kameraden der FF Wittenburg ihren Besuch in Mölln dazu, einen Abstecher in das Möllner Gerätehaus zu machen. Waren zuvor Besuche im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs nur mit Visum möglich, konnten die Deutschen aus der Bundesrepublik und West-Berlin am 24. Dezember 1989 erstmals ohne Visum und anderen Formalitäten in die DDR reisen. So kam der damalige Gruppenführer Dirk Jettmann in den frühen Abendstunden des 23. Dezembers auf die spontane Idee, mit einem Feuerwehrfahrzeug (LF 16-TS) diese historische Gelegenheit zu nutzen und die Kameraden der Wittenburger Wehr zu besuchen. Gegen 21.30 Uhr machten sich Thorsten Blasey, Wolfgang Folchnandt, Dirk Jettmann, Torsten Schöpp, Peter Siemers, Werner Teegen und Günter Wodtke unter der Führung des damaligen Wehrführers Willi Damm auf den Weg zum Grenzübergang Gudow im Rahmen der A 24 und konnten um 0.00 Uhr nach Befehl der Grenzsoldaten mit Martinshorn und Blaulicht in die DDR einreisen. Als Ende 2011 Torsten Schöpp nach 30-jähriger Tätigkeit als stellvertretender Wehrführer und Wehrführer der Möllner Wehr sein Amt zur Verfügung stellte, überreichte ihm die Wittenburger Feuerwehr ein Geschenk, das diese denkwürdige Nacht darstellt: Ein Feuerwehrfahrzeug fährt durch ein geöffnetes Stück des Originalzaunes der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Dieses Abschiedsgeschenk steht nun als Dauerleihgabe im Möllner Feuerwehrgerätehaus und erinnert auch die nachfolgenden Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden an diese bedeutungsvolle Nacht. Seit dieser Zeit bestehen gute Kontakte zur Wittenburger Feuerwehr. Gegenseitige Besuche sind bis zum heutigen Tag auch ohne eine offizielle Patenschaftsvereinbarung – wie sie im Dezember 1989 zunächst von Wittenburger Seite gewünscht und angeregt wurde – selbstverständlich.
Einen harten Einsatz hatte die Wehr am 27. November des Jahre 1985. Hier brannte die Mühle von Alt-Mölln vollständig nieder. Das größte Feuer in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mölln ereignete sich am 6. Oktober 1991 in Mölln. Das Holzlager der Firma Michelsen brannte in voller Ausdehnung. Ein gewaltiges Flammenmeer entstand. In den Haupteinsatzstunden standen dem Möllner Wehrführer als Einsatzleiter ca. 600 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreis Herzogtum Lauenburg zur Verfügung.
Schon einen Monat später brannte die Firma Helro in Mölln nieder. Eine Welle von Lob und Dank erfüllte nicht nur die Betroffenen, auch die Bevölkerung im Allgemeinen äußerte Respekt und Achtung vor den Leistungen der Feuerwehrkameraden. 1992 brannte in der Hauptstraße ein unter Denkmalschutz gestellter Kornspeicher. Diese Baulücke ist heute noch zu sehen. Fürchterlich waren die zwei Brände am 23. November 1992. Hier brannten ein Haus in der Ratzeburger Straße und eins in der Mühlenstraße. Die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren aus Mölln und den umliegenden Gemeinden kämpften bis zur Erschöpfung. Alle Hilfe kam für 3 türkische Mitbewohner zu spät.
Bei den Mitgliedern der Wehr wurde die Empörung über die viel zu kleine Feuerwehrwache so groß, dass sie in einer Sitzung am 16. September 1991 beschlossen, die Funkmeldeempfänger abzugeben. Sollten nun alle Möllner Bürger mit Sirenenlautstärke hören, wie oft und wann immer die Wehr zu allen Tages- und Nachtzeiten alarmiert wird. Durch diesen Druck wurde am 28. August 1992 der Grundstein für das neue Feuerwehrgerätehaus am Grambeker Weg gelegt. Am 22. April 1994 bekam die Möllner Wehr ein neues zu Hause. Die 104 Feuerwehrmänner und -frauen, 41 Jugendfeuerwehrmitglieder und 40 Spielleute des Spielmannszuges konnten endlich ihre neue Wache beziehen. Bis auf das Großfeuer, dem am 31. Dezember 1998 der Stinnes-Baumarkt am Grambeker Weg zum Opfer fiel, blieben die Möllner Blauröcke dann bis zur Jahrhundertwende glücklicherweise von spektakulären Einsätzen verschont.
Im neuen Jahrhundert wurde vom Kreis Herzogtum Lauenburg im Rahmen des Löschzug-Gefahrgut ein Reaktor-Erkundungstrupp-Kraftwagen, kurz Erkunder, in Mölln stationiert. Dieses Fahrzeug wird im Einsatzfalle von Möllner Kräften besetzt. 2001 wurde, der jährliche und bei der Bevölkerung beliebte Laternenumzug durch das Hansaviertel ins Leben gerufen. 2002 war auch die Feuerwehr Mölln beim Jahrhunderthochwasser an der Elbe im Einsatz. Die Möllner Kräfte unterstützten die GEO in Form eines Stabsmitgliedes GEO und schickten Funker sowie Snadsackbefüller. Zum ersten Großbrand im neuen Jahrhundert wurde die Möllner Feuerwehr 2005 gerufen. In einem Wohn- und Geschäftshaus an der Hauptstraße loderten die Flammen in den oberen Stockwerken, in den Zwischenwänden und -decken. Zur Unterstützung wurden auch die Drehleitern aus Ratzeburg und Schwarzenbek angefordert. Das Gebäude wurde nicht wieder aufgebaut und im Herbst 2007 abgerissen. 2007 konnte die Möllner Wehr eine Wärmebildkamera anschaffen. Ein Spendenaufruf der Wehrführung war bei zahlreichen Einwohnern und Geschäftsleuten auf offene Ohren gestoßen, sodass die benötigten 20.000 € innerhalb eines halben Jahres zusammengekommen waren. Im gleichen Jahr wurde der Wehr ein Laiendefibrillator inklusive Rucksack von zwei Möllner Apotheken gespendet.
Seit 1994 ist die FF Mölln am St.-Florian-Weg beheimatet. Da auch dieses Gerätehaus an seine Grenzen stieß, nicht mehr alle Gerätschaften aufnehmen konnte und die Sicherheit der ehrenamtlichen Helfer gefährdet war, wurde das Gerätehaus 2014 erweitert. Seitdem stehen der Freiwilligen Feuerwehr Mölln zwei weitere Fahrzeughallen sowie weitere Lagerkapazitäten zur Verfügung. In diesem Zusammenhang erhielt auch die Jugendfeuerwehr einen neuen, größeren Umkleideraum.
Die letzten Großfeuer im Stadtgebiet verzeichnet die Chronik der Wehr in den Jahren 2008, 2012 und 2019. Der im Mai 2008 abgebrannte Wohnblock (die ehemalige Frauenklinik) an der Bürgermeister-Oetken-Straße wurde nicht wieder aufgebaut. Im September 2012 brannten in der Elsa-Brandström-Straße eine Doppelhaushälfte sowie im Dezember 2012 die Werkstatt einer Glaserei aus. Am 3. März 2019 wurde ein Autohaus an der Ratzeburger Straße ein Opfer der Flammen.
Zudem unterstützten in den Jahren 2011 und 2013 erneut auch Möllner Kameraden und Kameradinnen die FF Lauenburg bei der Bewältigung des Elbehochwassers.
Das Jahr 2018 war das bisher einsatzstärkste Jahr in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mölln. Die Chronik verzeichnet 295 Alarmierungen. Noch nie in der Geschichte der FF Mölln gab es zudem 84 Brandeinsätze innerhalb eines Jahres. Allerdings zeigte sich auch in diesem Jahr, dass die Hilfe der FF Mölln im Rahmen der nachbarlichen Hilfe immer öfter angefordert wird. So rückten allein in diesem Jahr Kräfte 69-mal überörtlich aus.
Am 30. Juni 2019 brach auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim ein Waldbrand aus, der sich zum größten Waldbrand in der Geschichte Mecklenburgs seit 1934 entwickelte. Am 2. Juli wurde auch die 5. Feuerwehrbereitschaft des Kreisfeuerwehrbandes Herzogtum Lauenburg, zu der auch ein Tanklöschfahrzeug mit Besatzung der Freiwilligen Feuerwehr Mölln gehört, nach Lübtheen beordert.
Ende des Jahres 2021 versahen 92 Mitglieder ihren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Mölln; darunter waren 17 Frauen. Daneben gab es eine Ehrenabteilung, der 20 Kameraden angehörten. 100 passive Mitglieder unterstützten die ehrenamtliche Arbeit der Kameradinnen und Kameraden. Die 92 Mitglieder rückten im Jahr 2021 zu 254 Einsätzen aus. 42-mal wurden sie zur Bekämpfung von Bränden und 132-mal zur Bewältigung von Einsätzen im Bereich der Technischen Hilfe gerufen. Außerdem weist die Statistik 33 sonstige Einsätze aus. Auch wurden 46 Fehlalarme, die in der Regel durch Brandmeldeanlagen und private Rauchwarnmelder verursacht wurden, verzeichnet.
Die Jahre 2020 und 2021 standen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Sie führte dazu, dass erstmals in der Geschichte der FF Mölln der gesamte Dienstbetrieb in allen Abteilungen über längere Zeit ruhte oder zeitweise nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden konnte. Aber es gelang so, eine Infektionsverbreitung in der Freiwilligen Feuerwehr Mölln zu vermeiden und den Einsatzbetrieb umfänglich aufrechtzuerhalten.
Am 20. Juli 2021 machten sich rund 600 Helfer aus Schleswig-Holstein auf den Weg in die Hochwassergebiete in Rheinland-Pfalz, um bei den Aufräumarbeiten nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe unterstützend tätig zu werden. Im Rahmen der 3. Feuerwehrbereitschaft des Kreises Herzogtum Lauenburg beteiligten sich auch 14 Feuerwehrkameraden der Möllner Wehr in der Stadt Bad Neuenahr an diesem Einsatz.